„Der Winter kann kommen“
Passau. Wenn Markus Kleingütl an Weihnachten denkt, dann nicht unbedingt an Glühwein und Christbaum – eher an Streusalz und Räumschild. Der Fürstensteiner ist einer der über 50 Winterdienst-Fahrer der Kreisstraßenverwaltung.
Deren Leiter Herbert Hebel blickt der kalten Jahreszeit gelassen entgegen: „Der Winter kann kommen.“ Die Kreisbauhöfe in Patriching, Wegscheid und Ortenburg seien gut vorbereitet auf den bevorstehenden Winter. „Die Fahrzeuge sind einsatzbereit, die Bereitschaftspläne bereits seit Oktober gültig,“ so Hebel.
Dabei haben die beiden Straßenmeistereien im Landkreis Passau gerade im Winter einiges zu tun. Sie betreuen eines der längsten Kreisstraßennetze in Bayern – insgesamt 589 Kilometer. 54 Mitarbeiter im Winterdienst sorgen für freie Straßen. Einer von ihnen ist Markus Kleingütl. Wenn der Winterdienstmelder ihn verständigt, muss er ab 3 Uhr morgens auf die Straße. Wie jeder seiner Kollegen ist er für etwa 30 Kilometer Strecke zuständig. „Die meistbefahrenen Strecken und die Schulverkehrswege haben Priorität“, erklärt Kleingütl. Mit seinem Arbeitsgerät – ein 400 PS starker und 26 Tonnen schwerer MAN-Lastwagen – sorgen er und seine Kollegen dafür, dass morgens im Berufs- und Schulverkehr die Straßen befahrbar sind. Dazu ist an seinem Lkw ein 3,60 breites Räumschild und ein Streuaufbau angebracht. „Wir bringen größtenteils Feuchtsalz, also mit Sole benetztes Streusalz aus. Nur wenn die Temperaturen unter -10 Grad Celsius fallen, wird wegen einer besseren Auftauwirkung trockenes Salz gestreut,“ weiß der erfahrene Straßenwärter. Auf seinem Räumfahrzeug kann Markus Kleingütl gut vier Tonnen Salz und zwei Kubikmeter Sole mitnehmen. Jetzt vor Winterbeginn lagern dazu allein in den Hallen des Bauhofs Patriching etwa 1.200 Tonnen Streusalz. Die Sole – ein zu 21 Prozent gesättigtes Salz-Wassergemisch – wird vor Ort durch eine eigene Anlage aufbereitet und in den Streuaufsatz auf dem Winterdienst-Lkw gefüllt. Das moderne Streugerät benetzt das Salz dann beim Streuteller mit Sole. „Dadurch wird die Haftung des Salzes auf der Straße verbessert und ein Verwehen durch den nachfolgenden Verkehr wird verhindert,“ so Kleingütl.
Auf den Landkreisstraßen sind im Winter bis zu 20 Räum- und Streufahrzeuge im Einsatz. Davon gehören acht dem Landkreis selbst, zwölf stellen beauftragte Privatunternehmen. Zwei seiner Fahrzeuge hält der Landkreis auf Reserve, für den Fall eines Schadens an einem Fahrzeug aus dem Regelbetrieb. Die beiden Reservewagen sind bei starkem Schneefall aber auch mit Schneeschleudern unterwegs. In der vergangenen Saison hat der Landkreis rund 4.100 Tonnen Salz auf seinen Straßen ausgebracht. Mit allen Personal-, Betriebs- und Materialkosten kamen im Winter 2018/2019 etwa 1,4 Millionen Euro zusammen.
Markus Kleingütl und seine Kollegen arbeiten im Schichtbetrieb. Mit ihren Fahrzeugen sind sie bei normalen winterlichen Verhältnissen von 3.00 Uhr morgens bis 21.00 Uhr abends auf den Straßen. Im Extremfall ist aber auch ein 24-Stundendienst möglich – an allen Werktagen, Wochenenden und Feiertagen.
Probleme gibt es im Normalbetrieb eigentlich nicht – nur bei extremen Wetterverhältnissen wird es auch für die Winterdienstfahrer schwierig durchzukommen. Eines wünschen sich Markus Kleingütl und seine Kollegen aber von Anwohnern und Autofahrern: Mehr Verständnis und Rücksicht. „Denn nur so können wir auf unseren Kreisstraßen zuverlässig für freie Fahrt sorgen“, so Kleingütl.