Digitaler Bauantrag: Landratsamt Passau macht sich bereit
Passau. Vieles geht schon digital am Landratsamt Passau. Einige Sachgebiete arbeiten bereits mit vollelektronischer Aktenführung. Nun befindet sich auch die Bauverwaltung auf der Zielgeraden der Digitalisierung. Ein Mammut-Prozess, wie die Verantwortlichen jetzt Landrat Franz Meyer berichteten.
Mehrere Mitarbeiter sind in einer Projektgruppe seit etwa eineinhalb Jahren mit dem Umstellungsprozess beschäftigt. Hauptverantwortlich ist Margarethe Resch-Fürst, die zusammen mit Christine Hilgart und den verantwortlichen Sachgebietsleitern Heinz Edholzer, Frank Emmer und Norbert Kellnberger die Umstellung auf das digitale Baugenehmigungsverfahren betreut.
„Zunächst stand die Einführung einer neuen Fachsoftware an, die ein digitales Verfahren überhaupt erst ermöglicht“, erklärte Resch-Fürst. Die komplette Bauverwaltung - das betrifft etwa 30 Mitarbeiter - musste auf die neue Software umgestellt werden. Ebenso mussten Schnittstellen eingerichtet werden, um eine elektronische Kommunikation mit anderen Fachverfahren, wie zum Beispiel Buchhaltungssoftware, Geoinformationssysteme oder dem Eigentümerverzeichnis des Grundbuchamts zu ermöglichen. „Wir haben uns dabei von den Spezialisten unseres Softwareanbieters unterstützen lassen“, berichtete Resch-Fürst. „Der Anbieter hat die Software genau nach unseren Anforderungen immer wieder angepasst.“ Denn das Landratsamt Passau war Pilot-Kunde der Firma im Bundesland Bayern.
Als nächstes stand die schrittweise Einführung der elektronischen Bauakte und der elektronischen Fachstellenbeteiligung an. Für die Testfälle wurden Verantwortliche aus dem Bauamt ausgewählt, an deren Arbeitsplätze entsprechend große Bildschirme aufgestellt und ein spezieller Scanner angeschafft, der die Digitalisierung von großen Bauplänen bis zum Papierformat DIN A0 ermöglicht.
Zu einer Verkürzung der Verfahrensdauer trägt die nun parallel laufende Fachstellenbeteiligung bei. „Besonders bei Bauanträgen, bei denen wir mehrere landratsamtsinterne (z.B. Naturschutz, Umweltschutz, Wasserrecht) aber auch viele externe Fachstellen (z.B. Staatliches Bauamt, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Landesamt für Denkmalpflege, Gewerbeaufsichtsamt, Wasserwirtschaftsamt) beteiligen müssen, kann das die Verfahren beschleunigen,“ so Markus Baumgartner, stellvertretender Leiter des Sachgebiets Bauleitplanung und Bauordnung. Denn Anhörungen mit dem kompletten Bauantrag werden jetzt nicht mehr in Papierform nacheinander an die einzelnen Fachstellen verschickt, sondern stehen in einem Onlineportal des Landratsamtes zur Verfügung. Die zu beteiligenden Fachstellen können so ihre Stellungnahmen nun gleichzeitig bearbeiten.
Voraussetzung für ein zügiges Genehmigungsverfahren sei aber weiterhin, so die Mitarbeiter des Bauamts, dass der Antragsteller alle notwendigen Unterlagen bereits zu Beginn vollständig einreicht.
Einen großen Vorteil des digitalen Verfahrens sieht Landrat Franz Meyer auch im verbesserten Bürgerdialog und -service. Bei Nachfragen entfällt nun das mühsame Suchen von Papierakten, denn die digitalen Bauakten sind nun immer und an allen Arbeitsplätzen per Mausklick verfügbar. Zur weiteren Projektabwicklung und Optimierung stehe das Landratsamt Passau in engem Kontakt mit den Softwareentwicklern und dem Bayerischen Landkreistag, erklärte Bauamtsmitarbeiter Markus Baumgartner. „Denn nur so ist mittel- bis langfristig dann auch mit einem insgesamt schnelleren Baugenehmigungsverfahren zu rechnen.“
Mit der Digitalisierung der Bauverwaltung sind derzeit auch viele andere Landratsämter beschäftigt. Vertreter anderer Kreisverwaltungsbehörden kommen deshalb demnächst nach Passau, um sich vor Ort einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Landrat Meyer ist erfreut über die Verbesserungen und den gesteigerten Bürgerservice. „Sie haben damit in den letzten Monaten ein großes Stück Zukunft in unsere Verwaltung gebracht,“ sagte Meyer mit Blick auf die beteiligten Mitarbeiter und dankte für deren Engagement und Zusammenarbeit.