Edles Tonholz aus Pocking bringt Saiten zum Klingen
Udo Jürgens hat bei seinen Konzerten darauf vertraut und wenn irgendwo auf der Welt ein Flügel auf großer Bühne steht, dann sorgt mit großer Wahrscheinlichkeit ebenfalls ein Produkt aus Pocking für den guten Ton: Die Holzwerke Strunz gehören für alle namhaften Klavierhersteller rund um den Globus zur ersten Adresse, wenn es um die Lieferung hochwertigster Resonanzböden geht. Beim Betriebsbesuch von Landrat Raimund Kneidinger wurde aber deutlich: Die Pockinger Traditionsfirma ruht auf mehreren Säulen und ist auch für Fenster- und Möbelhersteller ein wichtiger Partner.
Die Seele des Betriebs aber ist und bleibt der Resonanzboden-Bau, wie Inhaber Thomas Hilz erklärt. Und der Resonanzboden wiederum ist die Seele eines jeden Klaviers. „Eine Saite verdrängt viel zu wenig Luft, als dass ihr Schwingen hörbar wäre. Erst wenn der Boden aus edlem Fichtenholz mitschwingt, erklingt das Klavier.“ Wie zum Beweis lässt er einige Takte auf einem Konzertflügel in seinem Wohnzimmer hören, einem mächtigen Instrument, das einst Udo Jürgens bei seinen Tourneen begleitete. Dass er sich den fast drei Meter langen Flügel dank der guten Geschäftsbeziehungen zum Hersteller sichern konnte, macht den Pockinger Unternehmer sichtlich stolz.
Stolz schwingt auch mit, wenn er gemeinsam mit seinen Söhnen Maximilien und Leonhard von der Sorgfalt berichtet, mit dem er vor allem im Alpenraum auf der Suche nach dem besten Tonholz ist. Fichtenstämme, in Hochlagen bei Wind und Wetter mit nur ganz wenig Jahreswachstum herangereift und mit Jahresringen so eng, dass sie fast nicht mehr zu unterscheiden sind – das ist die Rohware, die als Kapital für die besten Klaviere der Welt im Lager der Holzwerke auf ihre Verarbeitung wartet. Sorgsam verleimt und individuell für jede Klaviermanufaktur zu Platten gesägt, gehen die Resonanzböden schließlich in alle Welt und künden von der Meisterschaft des Betriebs mit seinen rund 35 Mitarbeitern. Aber nicht nur der Boden, sondern praktisch alles, was an einem Klavier aus Holz ist, stammt aus dem Pockinger Unternehmen. Dazu zählen u.a. verleimte Klaviaturtafeln, Spreizen und Dämme für Flügel, Pedalzüge aus Holz und Hohlkehlen für Klappen und Gehäuseteile.
200 Jahre Tonholz-Tradition zunächst in Böhmen und dann nach dem Zweiten Weltkrieg in Pocking stecken hier dahinter, wie Thomas Hilz erzählt. Eine Tradition, die auch immer ein Stück Veränderung war. Die aktuelle Herausforderung: Der Klimawandel macht die Suche nach geeignetem Tonholz zunehmend schwieriger, denn die Fichte gerät wegen Trockenheit immer stärker unter Druck. Eine weitere Herausforderung ist der weltweite Nachfragerückgang bei hochwertigen Klavieren. Vor allem der chinesische Markt zeigt Schwächen. Hier setzen die Holzwerke Strunz als Ausgleich auf Produkte etwa für Fenster- und Möbelhersteller.
Diese Flexibilität würdigte Landrat Raimund Kneidinger als „genau die herausragende Eigenschaft unserer mittelständischen Betriebe“. Erfolgreich Nischen besetzen, neue erkennen und letztlich mit Klasse statt Masse die Zukunft sichern, sei fast immer ein Markenzeichen von erfolgreichen Firmen. Kneidinger: „Dieses Fazit kann ich nach rund 40 Betriebsbesuchen ziehen. Die Familie Hilz ist dafür wieder einmal ein Beispiel.“
Raimund Kneidinger besucht unter dem Motto „Landrat trifft Wirtschaft“ regelmäßig Unternehmen im Landkreis zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch. Begleitet wird er dabei von Vertretern der Wirtschaftsförderung am Landratsamt sowie der Agentur für Arbeit Passau und des Jobcenters Passauer Land.