Gesundheitliche Chancengleichheit: Fachtag in Deggendorf
Lkr. Passau/Deggendorf. Wie können transkulturelle Kompetenzen zur Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit beitragen? Rund 50 interessierte Fachkräfte, sowie Studierende kamen zum Fachtag an der TH Deggendorf zusammen. Eingeladen dazu hatte die Regierung von Niederbayern in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention am Gesundheitsamt Passau, dem Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung, sowie der Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit.
Sylvia Seider, Regierung von Niederbayern, sowie die Kooperationspartnerinnen und -partner stimmten auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Interkulturelle Kommunikation“ ein.
Andrea Gugger-Diouf sensibilisierte anhand zahlreicher Beispiele für kulturelle Vielfalt: Kulturelle Prägungen und auch kulturell geprägte Selbstverständlichkeiten könne man als „Software of the mind“ bezeichnen und unterscheiden sich in den Regionen der Welt.
Der anschließende Vortrag von Frau Prof. Liel knüpfte inhaltlich an. Ihre Kernaussage, dass transkulturelle Kompetenzen zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit beitragen, traf auf volle Zustimmung unter den Teilnehmenden.
Die Teilnehmenden konnten aus fünf Workshopangeboten zwei auswählen.
Perdita Wingerter, Geschäftsführerin des Vereins „Gemeinsam leben und lernen in Europa“ Passau, zeigte in ihrem Workshop eine bewährte Möglichkeit zur Integration von Migrantinnen und Migranten auf. Hierbei werden diese nicht nur passiv betreut, sondern als Ehrenamtliche rekrutiert, um sich schließlich aus eigener Kraft heraus als aktive Helfer erfolgreich in unsere Gesellschaft zu integrieren.
Im zweiten Workshop zeigte Patrizia Hager, Fachstelle Sozialraumplanung am Landratsamt Passau, am Beispiel des Konzepts „FrauenTreff“ im Landkreis Passau, wie es gelingen kann, ein unterstützendes soziales Umfeld für Migrantinnen durch niedrigschwellige Angebote aufzubauen. Die Programminhalte der Angebote tragen zudem zur Gesundheitsbildung bei.
Der dritte Workshop, geleitet von Andrea Gugger-Diouf, M.A. Interkulturelle Kommunikation und Kooperation, thematisierte den Einfluss bestehender Machtverhältnisse auf die (Beratungs-)Praxis mit einem Fokus auf „kritisches Weiß-Sein“. Wie auch schon in ihrem Vortrag am Vormittag regte sie durch augenöffnende Beispiele aus der Gesellschaft zur Selbstreflexion an.
Frederic Lwano, Systemischer Berater (SG.), Elterntrainer und interkultureller Referent, gelang es eindrucksvoll, den Teilnehmenden des vierten Workshops die Auswirkungen von Flucht auf die Gesundheitsressourcen von Familien aufzuzeigen. Seine Kernaussage lautete: „Bei allen Verlusten und Veränderungen bleibt für Geflüchtete, unabhängig von der Distanz zu den Liebsten, die Familie die wichtigste Gesundheitsressource.“
Anhand des Beispiels „ZuSpruch“ präsentierte Eva Bönisch, stellv. Leitung bfz (berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft) Nürnberg, ein erfolgreiches Projekt, das Menschen mit Migrationshintergrund bei der Überwindung von sprachlichen Hürden in verschiedensten Szenarien den Alltag erleichtern soll. Durch die ehrenamtliche Tätigkeit von mittlerweile mehr als 200 Sprachmittlerinnen und -mittlern können sowohl Unsicherheiten abgebaut, als auch Frustrationen vermieden werden. Vor allem im medizinischen Bereich hat das Überwinden von Sprachbarrieren ein großes Präventionspotential.
Das Thema „Interkulturelle Kommunikation als Schlüssel für gesundheitliche Chancengleichheit“ kommt in der Praxis nach und nach an, so das Fazit der Organisatoren. Indikatoren dafür sind vor allem das erhöhte Interesse sowohl im Hochschulbereich, als auch bei den Fachkräften.
Es gibt zudem eine stetig wachsende Anzahl an Organisationen, die durch interkulturell orientierte Elemente und Lösungsansätze erfolgreiche Arbeit leisten.
Weitere Informationen können am Kompetenzzentrum für Gesundheitsförderung und Prävention am Gesundheitsamt Passau, Frau Freund 0851/397-838 gegeben werden.