Gräberfeld : Archäologen entdecken „Prinzessin“

11. November 2021: Bis zu 1500 Jahre alt - Goldcollier gibt klare Hinweise – Spektakulärster Fund seit Jahrzehnten
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Lkr. Passau. Das Aufdecken eines frühbajuwarischen Reihengräberfeldes von Würding (Gemeinde Bad Füssing) aus dem 6. Jahrhundert liefert immer weitere wichtige Erkenntnisse zur Besiedlungsgeschichte des Unteren Inntals. Jetzt hat sich mit einem weiteren Fund eine ganz neue Perspektive eröffnet: Die Archäologen entdeckten das Grab einer jungen Frau (18-25 Jahre), die Kreisarchäologe Alois Spieleder dem örtlichen Adel der damaligen Zeit zuordnet, man könne zu Recht von einer „Prinzessin“ sprechen. Der Fund sei einer der „spektakulärsten der letzten Jahrzehnte“.
Die Belegung des Gräberfeldes setzt bereits sehr früh ein, um 500 n. Chr. Dabei konnte diese Datierung vor allem auf eine einglättverzierte Knickwandschale des Types Altenerding-Aubing gestützt werden. Diese besondere Schale ahmt in Form und Ausformung spätantike, sprich römische Vorbilder nach, verziert ist sie allerdings in einem germanischen Stil. Daneben konnte zusätzlich eine Vogelfibel (also eine Gewandnadel) festgestellt werden, die diese Datierung stützt.
Der aktuellste Fund: Das Grab einer jungen Frau, deren Trachtbestandteile eindeutig einem höheren gesellschaftlichen Status zuzuordnen sind. Neben einer reichen Kette aus Glasperlen lässt sich im Halsbereich auch ein Goldcollier feststellen. Daneben findet sich eine Bergkristallkugel im Bereich eines Gürtelgehänges. Solche Kugeln werden allgemein als Trachtbestandteil unverheirateter junger Frauen gedeutet. Daneben konnten noch Almandinscheibenfibeln festgestellt werden. Die Ausstattung dieser Bestattung lässt daher nur den Schluss zu, dass es sich hierbei um ein außerordentlich hochgestelltes Mitglied des örtlichen Adels handelt.
Der Landkreis Passau zählt zu den wenigen Landkreisen im Freistaat mit einer eigenen Kreisarchäologie. Funde wie dieser, so erklärt Landrat Raimund Kneidinger, seien der Beleg, wie wichtig die „Dokumentation der eigenen Besiedelungsgeschichte und die Sicherung der Zeugnisse sind. Dieser Aufgabe sieht sich der Landkreis auch künftig verpflichtet.“ Er dankte der Gemeinde Bad Füssing, auf deren neu zu erschließenden Baugebiet Würding die Archäologen fündig geworden waren. Kneidinger: „Die Gemeinde hat mit den Archäologen und Denkmalschützern kooperiert und den Wert der Funde sofort erkannt. Das ist vorbildhaft.“

Detailbild vom Halsschmuck

Bildunterschrift:
Landrat Raimund Kneidinger (links) und Kreisarchäologe Alois Spieleder an der Fundstelle des Skeletts, unmittelbar nach dessen Freilegung.
Im Detail ist der reiche Halsschmuck der vermutlich im 6. Jahrhundert bestatteten jungen Frau zu sehen. Der Schmuck gibt klar Auskunft über eine herausragende Stellung innerhalb des örtlichen Adels.