Info-Veranstaltung „Regionalwerk“: Fast 300 Interessierte aus den Gemeinden
„Anspruchsvoll, herausfordernd, absolut lohnenswert“, so charakterisierte Landrat Franz Löffler aus Cham die Gründung eines Regionalwerkes zur sicheren Bereitstellung von sauberer und günstiger Energie in kommunaler Eigenregie. Der Oberpfälzer muss es wissen, sein Landkreis hat gemeinsam mit den Gemeinden bereits ein solches „Regionalwerk“ an den Start gebracht. Aktuell arbeitet das Chamer Kommunalunternehmen bereits an der Sicherung von Flächen für Photovoltaik- und Windkraftnutzung. Unter anderem mit diesen Informationen aus der Praxis bestritten die Gäste aus Cham einen wichtigen Teil einer Veranstaltung des Landkreises Passau für Bürgermeister und Gemeinderäte in der Ruhstorfer Niederbayernhalle. Fast 300 Interessierte waren der Einladung von Landrat Raimund Kneidinger gefolgt.
Unter anderem ein klarer Beschluss des Kreisausschusses vom 12. März, wonach das Projekt Regionalwerk im Landkreis weiterverfolgt werden soll, bildete die Grundlage für die Informationsoffensive. Eine Umfrage bei den Gemeinden hatte im Vorfeld in nahezu allen 38 Landkreiskommunen Interesse an dem Projekt dokumentiert.
Inzwischen hatte das Sachgebiet Kreisentwicklung am Landratsamt unter der Leitung von Roland Gruber umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Nun sei es an der Zeit, so der Landrat, die Gemeinden als Hauptakteure auf einen gemeinsamen Informationsstand zu bringen.
Landrat Franz Löffler beleuchtete bei der Veranstaltung in Ruhstorf zunächst den politischen Entscheidungsprozess in seinem Landkreis und warb vehement dafür, dass die Gemeinden ähnlich wie bereits seit Jahrzehnten bei Wasser und Abwasser nun auch bei der Energieversorgung eine maßgebliche Rolle spielen sollten. „Günstige Energie aus der Region wird der Schlüsselfaktor der künftigen kommunalen Entwicklung sein. Hier muss die kommunale Familie nicht Zuschauer, sondern Gestalter sein.“ Martin Ritt, Geschäftsführer des Regionalwerkes Cham, gab einen Einblick in die praktische Arbeit. Sie besteht in der Anfangsphase zum großen Teil aus der Sicherung von Grundstücken und der landkreisweiten Koordinierung von Flächen für Photovoltaik- und Windkraft-Nutzung. Finanziert werden Personal und Betriebskosten des Regionalwerks über eine einwohnerbezogene Umlage. Die Anteile liegen bei 51 Prozent für den Landkreis Cham, 49 Prozent halten die Gemeinden.
Zu den Möglichkeiten der rechtlichen Organisation bzw. Unternehmensform im Landkreis Passau informierte Rechtsanwalt Oliver Eifertinger (Kanzlei Becker Büttner Held), der auch den Gründungsprozess des Chamer Regionalwerkes begleitet hatte.
Die möglichen Arbeitsfelder eines Regionalwerkes im Landkreis Passau umriss Peter Ranzinger, Klimaschutzbeauftragter des Landkreises. Er machte unter anderem deutlich, dass angesichts der angestrebten Ausbauziele der regenerativen Energien an der Windkraft auf Dauer kein Weg vorbeiführe, gerade wenn man an die Wasserstoff-Erzeugung denke. Das Thema Wasserstoff und grüne Gase zählen zu den zentralen Zukunftschancen des Landkreises und werde auch von der Wirtschaft massiv unterstützt. Da der Energiebedarf im Wärmesektor um ein vielfaches höher ist als im Stromsektor bestehe hier Handlungsbedarf. An bereits bestehenden Projekten mit vorhandenen Lösungen könne man gut beobachten, wie sich beide Sektoren gut koppeln lassen.
In der anschließenden Fragerunde mit dem Publikum machte Landrat Raimund Kneidinger nochmals deutlich, wo die Prämissen im Landkreis liegen: „Das Regionalwerk ist ein Gemeinschaftsprojekt unserer Gemeinden. Sie sind Hauptakteure. Der Landkreis ist mit dabei, koordiniert und gibt Anstoß. Das ist seine Hauptaufgabe. Daher werden wir als Landkreis auch nicht die Mehrheit an einem möglichen Regionalwerk halten.“ Wie sein Amtskollege Löffler formulierte auch Kneidinger als Ziel, Bürger und Unternehmen in Zukunft mit sauberer, zuverlässiger und bezahlbarer Energie zu versorgen. Der Landrat: „Aus der Region für die Region gilt auch bei Energie.“ Wenn es zur Gründung eines Regionalwerkes komme, werde dieser „Prozess im gemeinsamen Dialog und für alle teilnehmenden Gemeinden nachvollziehbar erfolgen“.