Passau. Aufwertung der Ehrenamtskarte mit zusätzlichen Akzeptanzpartnern, die Vermittlung von Ehrenamtlichen über eine neue Online-Börse und mehr öffentliche Wahrnehmung für bürgerschaftliches Engagement: Das neue Sachgebiet „Ehrenamt und Chancengleichheit“ am Landratsamt Passau hat jetzt seine Offensive gestartet und als ersten Schritt das entsprechende Angebot unter www.landkreis-passau.de/ehrenamt im Internet freigeschaltet.
Mit der erfolgreichen Gewinnung neuer Akzeptanzpartner für die Bayerische Ehrenamtskarte wurde ja bereits begonnen, mittlerweile melden sich bereits Unternehmen und Anbieter auch von sich aus, so dass mit einem immer dichteren Netz der aktuell knapp 60 Partner im Landkreis Passau zu rechnen ist. Sachgebietsleiter Armin Absmeier sieht damit den konkreten Mehrwert der Karte enorm gesteigert, denn jede neue Akzeptanzstelle bedeute auch neue Ermäßigungen und Vorteile für die Karten-Inhaber.
Ganz neu ist die Online-Plattform „Ehrenamt des Monats“. Hier können Frauen und Männer über ihr bürgerschaftliches Engagement berichten und ihr Ehrenamt vorstellen. Nutzer der Seite haben dann die Möglichkeit, über einen „Gefällt mir“-Button an der Verlosung von Wertgutscheinen für Mode, Sportartikel, Wellness etc. teilzunehmen.
Ebenfalls neu ist die „Ehrenamts-Börse“ zur gezielten Betreuung von Ehrenamtlichen, die auf der Suche nach geeigneten Einsatzmöglichkeiten in den verschiedensten Bereichen sind. Organisationen und Einrichtungen befüllen die Börse mit Angeboten, aktuell sind bereits zwölf Einrichtungen wie z.B. Kreisjugendring, Lebensmittel-Tafeln oder auch Feuerwehren registriert und deren Angebote erfasst – und das noch vor dem offiziellen Start der Börse. Dies zeige laut Absmeier die Akzeptanz des Angebots. „Wir bringen so Angebot und Nachfrage zusammen. Unser Ziel: Aus suchen wird finden.“ Interessenten, Anbieter und Organisationen, die ihre Anfragen bzw. Angebote einstellen wollen, können unter Tel. 0851-397 6900 den Zugang-Link zur Online-Plattform anfordern.
Das Online-Angebot wird jetzt Zug um Zug ausgeweitet, gleichzeitig wollen Armin Absmeier und sein Team aber auch in der „echten Welt“ unterwegs sein. Die „Servicestelle Ehrenamt“, die in erster Linie von seiner Kollegin Birgit Leitner betreut wird, gibt telefonisch und persönlich Auskunft. Die Servicestelle gibt Informationen unter anderem zu möglichen Förderungen für ehrenamtliche Projekte und ganz aktuell natürlich auch zu Fragen des Infektionsschutzes. Hier hilft die Vernetzung im Landratsamt mit den einzelnen Fachstellen.
Hier haben Ehrenamtliche das Wort
Start der neuen Rubrik „Ehrenamt des Monats“ mit Rainer Schätzl (Bergwacht)
Nicht nur über das Ehrenamt reden, sondern Betroffene auch selbst zu Wort kommen zu lassen: Das ist eines der Ziele der Ehrenamtsoffensive des Landkreises Passau. Mit Start der entsprechenden Internetseite ist auch die Rubrik „Ehrenamt des Monats“ verbunden. Hier sprechen Männer und Frauen Klartext zu ihrem Ehrenamt, warum diese Arbeit für sie so wichtig ist, welche schönen und weniger schönen Seiten bürgerschaftliches Engagement hat und wo Verbesserungen oder Änderungen aus ihrer Sicht nötig sind.
Den Anfang macht Rainer Schätzl aus Hauzenberg (Bild). Der 52-jährige ist seit seinem 15. Lebensjahr bei der Bergwacht. „Meine Hobbies waren damals schon Skifahren und in den Bergen war ich mit meinen Eltern auch immer unterwegs. Da lag es irgendwie für mich auf der Hand, die eigenen Interessen in den Dienst einer guten Sache zu stellen. Als Bauzinger bot sich dann die Bergwacht Hauzenberg-Waldkirchen an“, schreibt er. Heute trägt er in der Bergwacht Verantwortung, ist seit Jahren in der Ausbildung tätig und mittlerweile stellvertretender Bereitschaftsleiter. Schätzl: „Diese Tätigkeiten sind für mich bei weitem mehr als Opferung von Freizeit, vielmehr sehe ich dies als großen Teil dessen, was mich als Mensch ausmacht und geprägt hat. Ich durfte in dieser Zeit viel lernen und mich weiterentwickeln, auch heute noch, fachlich wie menschlich.“ Und: „Natürlich haben sich bei der Bergwacht auch viele Freundschaften entwickelt bzw. über Jahre erhalten. Der Spaß bei der Ausbildung kommt ebenfalls nicht zu kurz. Und nicht zuletzt können wir natürlich den Patienten durch unsere Ausbildung und Ausrüstung in vielen Notlagen helfen.“
Und was könnte aus Sicht eines Praktikers noch verbessert werden? Hier hat Rainer Schätzl klare Worte: „Die finanziellen Rahmenbedingungen geben einem schon zu denken. Wir bekommen zwar über den Staatshaushalt ein Budget für Materialbeschaffung sowie Zuwendungen für den Unterhalt der Bergrettungswache. Diese Zuwendung deckt aber nicht einmal alle Kosten für Versicherung, Unterhalt der Fahrzeuge etc. Somit sind wir auf finanzielle Unterstützung von privaten Förderern und Spenden von Kommunen angewiesen.“ So seien unter anderem die Bergwacht-Anoraks mittlerweile in die Jahre gekommen, „wir wissen aber nicht wie wir eine Neuanschaffung stemmen können“. Die Corona-Pandemie tat ihr Übriges und so fielen einige Veranstaltungen wie Skimarkt oder Sonnwendfeuer aus und damit auch wichtige Einnahmen. Schätzl: „Die ständige Sorge um die Finanzseite ist gewissermaßen schon ein Dämpfer in der ehrenamtlichen Arbeit.“ Und was macht ihn richtig wütend? Beschimpfungen, Beleidigungen, Behinderungen oder gar Übergriffe auf Einsatzkräfte. „Das liegt schlichtweg außerhalb meiner Gedankenwelt, was sich in einem Menschen abspielt, der z.B. die Reifen eines Notarzt-Fahrzeuges zersticht oder einem Feuerwehrler, der den Verkehr regelt über den Fuß fährt.“ Sein Appell: Die Gesellschaft soll gegenüber solchen Fehlentwicklungen nicht passiv sein und klare Kante gegen solche Übergriffe zeigen.