Sie bewahren das Erbe aus Jahrhunderten

23. Mai 2024: Jahrestreffen der Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger - Neuer Bezirksheimatpfleger Dr. Clemens Knobling stellt sich vor
treffen heimatpfleger

Erfahrungen austauschen, über neueste Forschungsergebnisse diskutieren und sich vor Ort über interessante Objekte informieren: Das steht im Mittelpunkt der alljährlichen Treffen der Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger im Landkreis Passau. Landrat Raimund Kneidinger hatte dazu jetzt nach Untergriesbach eingeladen, wo mit dem historischen Gasthaus Lanz und dem derzeit restaurierten ehemaligen „Spindlerhaus“ zwei geschichtlich bedeutende Baudenkmäler auf dem Programm standen. Gleichzeitig hatten die Ehrenamtlichen die Möglichkeit, erstmals den neuen Bezirksheimatpfleger Dr. Clemens Knobling kennenzulernen.

Mit seinem Hintergrund in Architektur, Bauforschung und Denkmalpflege bringe Dr. Knobling nicht nur fachliche Expertise, sondern auch eine frische Perspektive auf die Erhaltung und Förderung des kulturellen Erbes mit, so die Einschätzung von Kulturreferent Christian Eberle. Für die Kreisheimat- und Kreisarchivpfleger sei der Bezirk ein wichtiger Partner, dieses „Miteinander wollen wir weiterhin ausbauen“, machte Eberle deutlich.

Kreisheimatpfleger Georg Schurm (Zuständigkeitsbereich Obernzell, Salzweg, Thyrnau, Untergriesbacher) er läuterte den Teilnehmern des Treffens, zu dem unter anderem auch die zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt, Verena Schwarz, und Kreisarchäologe Alois Spieleder gekommen waren, die wesentlichen Merkmale der besichtigten Gebäude. Das „Spindlerhaus“ zähle nach Einschätzung des Landesamtes für Denkmalschutz zu den interessantesten Objekten, die derzeit im Landkreis saniert werden, so Schurm. Der großzügige Zuschnitt mit einer repräsentativen gotischen Eingangshalle mache klar, dass hier kein herkömmliches Wohnhaus vorliege, sondern man hier eventuell vom ursprünglichen Sitz des Marktgerichts ausgehen könne. Im Zuge der Sanierung sei zudem im oberen Bereich der Fassade die frühere Außengestaltung zum Vorschein gekommen:  Die sogenannte „Sgraffito Technik“ aus der Renaissance (15./16. Jahrhundert), wie sie in Böhmen weit verbreitet war und noch heute etwa in Krumau und Budweis zu sehen ist. Schurm: „Für unsere Gegend ist diese Form des Kratzputzes völlig unüblich.“ Als Glücksfall für Untergriesbach bezeichnete Schurm den Umstand, dass der neue Besitzer das Gebäude denkmalgerecht herrichte und die frühere Nutzung für Gastronomie und Wohnen wieder möglich machen werde.

Das zweite Objekt, das der Kreisheimatpfleger seinen Kollegen erläuterte, steht ebenfalls direkt im Zentrum des Marktes Untergriesbach und stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert: Das Gasthof „Lanz“, der in den 1990er Jahren grundlegend denkmalgerecht und schonend, das heiße laut Schurm „mit Bedacht und Gespür“, saniert wurde. So strahle die Gaststube immer noch den Charme und die Wirtshausatmosphäre des 19. Jahrhunderts aus, schwärmte Schurm. Eine Leistung, für die die jetzige Besitzerfamilie Hartl von den Gästen hohes Lob erhielt. Landrat Raimund Kneidinger: „Sie betreiben ein Stück Landkreisgeschichte, die lebt und damit weiterbesteht.“