Tore auf für einen unbekannten Schatz
Thyrnau. Am „Tag des Offenen Denkmals“ (12. September 2021) präsentiert die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreis Passau traditionell eines seiner 3300 Denkmäler der Öffentlichkeit. In diesem Jahr wird es die Lorettokapelle in Thyrnau sein. In der engeren Region bekannt, ist der Bau landkreisweit noch ein Geheimtipp. Seine Gestaltung ist einzigartig
Der „Tag des offenen Denkmals“ ist die europaweit größte Kulturveranstaltung und steht heuer unter dem Motto „Schein und Sein“ - in Geschichte Architektur und Denkmalpflege. Also ein Thema, dass die Illusion, hervorgerufen durch Malerei, imitierenden Werkstoffen aber das Versetzen von Denkmälern oder deren Ausstattung in historischer Zeit, betont. „Als ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, fiel mir sofort die Lorettokapelle in Thyrnau und das sie umgebende Ensemble mit der Pfarrkirche Franz Xaver und dem dazugehörigen Pfarrhaus ein“, sagt der Passauer Denkmalschützer Alois Spieleder. Und: Die Kapelle ist eine jener Stätten im Landkreis, die zwar absolut einzigartig und dennoch weitgehend unbekannt sind. Die Lorettokapelle in Thyrnau ist eine architektonische Nachbildung der „Casa Sancta“ in der Basilika vom Heiligen Haus in Loreto. Die „Casa Sancta“ (das Heilige Haus) ist das Haus, in dem Maria der Legende nach aufwuchs und das im 13. Jahrhundert von Nazareth nach Loreto gebracht wurde.
Die Thyrnauer Kapelle, 1622 von Freiherr Urban von Schätzl erbaut, ließ Fürstbischof Johann Georg Philipp von Lamberg in ihrer heutigen Form 1699 gestalten. Die Malereien an den Außenfassaden sind eine nahezu perfekte Imitation des Originals in Loreto, und geben bisweilen den Eindruck, das Gebäude sei tatsächlich aus rotem Marmor erbaut. Im Inneren entsteht ein ähnlicher Eindruck durch gebrochene Stuckaturen in Ziegeloptik und imitierten Wandmalereien.
Als landschaftsprägendes Denkmal des Landkreis Passau gebührt der Kapelle ein besonderer Schutz, sie prägt Thyrnau und ist Zeugnis einer ehemals bedeutenden Marienwallfahrt. Schade ist, dass von den Fassadenmalereien lediglich die Architekturelemente erhalten sind, die figürlichen Malereien, die Szenen aus dem Leben Mariens zeigen, sind verloren. Auch bei der letzten Sanierung im Jahr 2016 konnten sie nicht mehr hergestellt werden. Norbert Sterl hat diese Darstellungen allerdings rekonstruiert und wird seine Überlegungen am „Tag des offenen Denkmals“ der Öffentlichkeit präsentieren.
Die Veranstaltung wird am Sonntag, den 12.09, von Landrat Raimund Kneidinger um 13.00 Uhr eröffnet. Ab 13.30 Uhr gibt es zu jeder halben Stunde Führungen durch die Kreisheimatpfleger Georg Schurm und Dr. Wilfried Hartleb. Ebenso führen Norbert Sterl und Alois Spieleder.