Umfrage ergibt: 54 Prozent der Patienten werden von Angehörigen betreut

18. Juli 2024: Erste Pflegekonferenz im Landkreis Passau - 60 Teilnehmende auf Schloss Neuburg
Pflegekonferenz Juli 2024

Auf Schloss Neuburg im Landkreis Passau fand erstmalig eine Pflegekonferenz als Forum für den Austausch und die Diskussion über die Herausforderungen und Chancen in der Pflege statt. Organisiert über die Gesundheitsregionplus Passauer Land, insbesondere über den Zusammenschluss der Pflegeregionplus Passauer Land, nahmen über 60 Teilnehmer  aus unterschiedlichen Bereichen teil. Darunter waren Vertreter von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, Reha-Einrichtungen, Pflegekassen, der medizinische Dienst, die Heimaufsicht, die Fachstellen für pflegende Angehörige sowie kommunale Politiker, die Wirtschaftsförderung, die Fachberatungsstelle Integration durch Qualifizierung sowie die Fachstelle für Senioren an der Veranstaltung teil.

Landrat Raimund Kneidinger würdigte in seinem Engangsstatement die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure, um den Herausforderungen im Pflegebereich zu begegnen. Kneidinger: „Besonders erfreulich ist in diesem Zusammenhang die Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe Pflege, bei der sich ein kreativer Zusammenschluss aus ambulanten, stationären und Reha-Einrichtungen gebildet hat.“ Im ersten Teil der Veranstaltung wurden aktuelle Zahlen und Informationen übermittelt. Michael Wittmann vom Verein für Pflegende in Bayern präsentierte jüngste Statistiken aus dem Pflegemonitoring. Hierbei wurden Bevölkerungsprognose, die prognostizierte Entwicklung des pflegerischen Bedarfs sowie des Personalbedarfs im ambulanten und stationären Bereich vorgestellt. Wittmann wies in diesem Zuge besonders auf die Bedeutung der pflegenden Angehörigen hin. Auf der Zahlenbasis wurde ersichtlich, dass insgesamt knapp 54 Prozent im Landkreis Passau von Angehörigen gepflegt werden. „Für den Landkreis Passau ergeben sich nach Schätzungen auf Basis der Durchschnittswerte in der Betreuung und Pflege somit mindestens 417.000 Stunden geleistete Sorge- und Pflegestunden von den informell Pflegenden pro Woche“, so Wittmann.

Auf Basis dieser Zahlen wurde die allgegenwärtige Herausforderung des Personalmangels im Pflegebereich und die Wichtigkeit der pflegenden Angehörigen nochmals untermauert. Um hierzu gemeinsam das Thema des Personalmangels zu forcieren, hat sich Anfang des Jahres 2022 die Arbeitsgruppe der Pflege innerhalb der Pflegeregionplus Passauer Land formiert. Sie stellten in der Veranstaltung konkrete Maßnahmen vor. Dies umfasst beispielsweise Maßnahmen wie Aktionstage, eine gemeinsame Bewerber- und Fortbildungsdatenbank, eine Imagekampagne und die Schaffung einer gemeinsamen Homepage. Als Erfolgsprojekt wurden die Einrichtungstouren betitelt. An diesen nahmen mittlerweile bereits 354 Schülerinnen und Schüler im Landkreis Passau teil und erhielten spannende Einblicke in die Einsatzmöglichkeiten im Pflegebereich.

Neben den Einrichtungstouren werden insbesondere auch bei Aktionstagen Einblicke in den Bereich der Pflege gegeben. Ein besonders erfolgreicher Aktionstag, der durch Michael Hisch (KWA Kuratorium Wohnen im Alter gAG und des KWA Klinik Stift Rottal,) initiiert und organisiert wurde, fand kürzlich in Bad Griesbach statt. Hierbei wurden neben pflegerischen Berufen ebenso Rettungsberufe bzw. Ehrenämter vorgestellt. Besonderes Highlight war hierbei die Darstellung einer akuten Unfallsituation und die damit einhergehende Rettungskette durch Feuerwehr, Polizei, Notfallsanitäter und anschließende medizinische Versorgung.

Nach den Vorträgen wurden in der Diskussion mehrere Forderungen deutlich formuliert:

Bezahlbarkeit der Pflege – Der Wert der Pflege sei zwar gerechtfertigt, bei der Bezahlung müsste aber irgendwann der Eigenanteil für die Betroffenen gedeckelt werden und der Anteil der Pflegekassen steigen. Momentan ist es genau umgekehrt, was dazu führt, dass sich immer mehr die stationäre Pflege nicht mehr leisten können oder wollen und immer mehr zu Sozialhilfeempfänger werden.

Erfahrungen mit der generalistischen Pflegeausbildung -  die Teilnehmenden äußerten Bedenken über die „seichte“ Ausbildung und betonten die Herausforderungen in Bezug auf Sicherstellung, Mobilität und den Übergang ins Berufsleben nach der Ausbildung. In den Einrichtungen selbst muss sehr viel „Nachqualifizierungsarbeit“ geleistet werden.

Chancen der Digitalisierung – Die Digitalisierung wird insgesamt als große Chance gesehen, um gerade hinsichtlich der Dokumentationspflicht Entlastung zu erreichen. Als Experte in dieser Runde konnte Prof. Dr. Thomas Spittler, Prodekan für Digitalisierung und Gesundheit an der Technischen Hochschule Deggendorf neuste Entwicklungen wie beispielsweise den Einsatz einer Aufzeichnungssoftware, Robotik hinsichtlich Sicherheit und Betreuung sowie die Nutzung eines Wundmanagers via Telematik in die Diskussion miteinfließen lassen.

Gespräch mit Prüfinstanzen - Die Teilnehmer sprachen sich für eine transparente und kooperative Zusammenarbeit mit Prüfinstanzen aus. Es wurde betont, dass eine frühzeitige Ankündigung von Prüfungen zur mentalen Entlastung des Pflegepersonals beiträgt und die Zusammenarbeit zwischen FQA und Einrichtungen stärkt.

 

Besonders erfreulich ist, dass die Arbeitsgruppe in das Expertengremium des Projekts zur Pflege- und Strukturplanung des bayerischen Landkreistages aufgenommen wurde. Die Geschäftsstelle bzw. die Gesundheitsregionplus Passauer Land fungiert dabei als direktes Sprachrohr, um Punkte, die bei der Pflegekonferenz und in der AG Pflege diskutiert und gesammelt wurden, auf direktem Wege im Landkreistag zu platzieren.

INFO

Was ist die Pflegekonferenz?

Eine Pflegekonferenz ist ein regelmäßig stattfindendes Treffen von Fachleuten, Entscheidungsträgern und Interessengruppen aus dem Bereich der Pflege und des Gesundheitswesens. Ziel einer solchen Konferenz ist es, aktuelle Themen und Herausforderungen in der Pflege zu diskutieren, Lösungen zu erarbeiten und neue Entwicklungen sowie Best Practices vorzustellen.