Passau. Dass der Landkreis Passau zahlreiche Projekte rund um den Naturschutz begleitet und fördert, das wurde beim 25. Naturschutztag deutlich. Und dass sich diese Maßnahmen bezahlt machen, zeigen die Erfolge, die die rund 60 Teilnehmer des Naturschutztages begutachten konnten. Landrat Franz Meyer freute sich über eine Rekordbeteiligung bei der Jubiläumsveranstaltung. „Ziel der Veranstaltung ist es, die Ergebnisse und Erfolge der Naturschutzmaßnahmen vor Ort zu erleben“, sagte der Landrat.
Folgende Ortstermine standen auf dem Programm:
Life-Natur-Projekt „Unterer Inn und Auen“ und Informationen zu 25 Jahre EU-Projekt Natura 2000
Besichtigung der angekauften Flächen im Auwald von Aufhausen, Entwicklung der Flächen nach 15 Jahren; Spaziergang durch Brennen, Tümpelbereiche und Ökokontoflächen
Hochwasserschutzmaßnahmen Erlau
Besichtigung der Hochwasserschutz- und Renaturierungsmaßnahmen an der Erlau nach dem Hochwasser 2013
Wälder der Waldbaugenossenschaft Steinberg, Hauzenberg
Besichtigung der Waldbereiche im Bereich des Guts Lichtenau
Den Abschluss des Naturschutztages bildete traditionell die Verleihung des Umweltpreises und der Anerkennungen. Im Mittelpunkt stand dabei die Waldbaugenossenschaft Steinberg als Preisträger 2018. Der wirtschaftliche Verein verzichtet seit über 100 Jahren auf Ausschüttungen an ihre Mitglieder und investiert diese stattdessen zu 100 Prozent in den Wald. Das bayernweit einzigartige Waldbau-Konzept der Waldbaugenossenschaft Steinberg (Stadt Hauzenberg) wurde auf Beschluss des Umweltausschusses mit dem Umweltpreis 2018 des Landkreises Passau ausgezeichnet. Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert.
Anerkennungen gehen an die Grundschule Aldersbach und an den Gartenbauverein Fürstenzell.
Das klingt nach einem modernen Pilotversuch, ganz im Trend der Nachhaltigkeit, hat in Passau jedoch seit mehr als 100 Jahren Tradition: Ein privater Verein investiert in eine Waldfläche, trägt die gemeinsame Bewirtschaftung und verzichtet von Anfang an auf die Ausschüttung der Erträge, damit ökologisch und ökonomisch sinnvoll gestalteter Wald heranwachsen kann. Als Albert Gampert aus Passau im Jahre 1900 als erste Waldbesitzervereinigung in Passau die Waldbaugenossenschaft Steinberg ins Leben rief, hatte er bereits deutlich vor Augen, was heute zu einem der wichtigsten Umweltthemen geworden ist: Dass Waldwirtschaft anders gehen kann und muss, wenn ein nachhaltig intakter, ertragreicher Wirtschaftswald erhalten bleiben soll. Eine Idee, die große Investitionen erforderte und den langjährigen Verzicht auf Rendite bedeutete. Dennoch gelang es ihm, damals reiche Geschäftsleute aus Passau und Umgebung dafür zu begeistern.
Was der Wald abwarf, musste in den Wald investiert werden: Gerade die ersten drei Jahrzehnte waren geprägt vom Zukauf angrenzender Waldflächen und deren teurer Aufforstung und Pflege. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass die Waldbaugenossenschaft dadurch mehrmals an Kapitalnot litt. In diesen Situationen erwies sich der Eigentümer der Löwenbrauerei Passau, Franz Stockbauer, mit seiner „Franz und Maria Stockbauer‘schen Stiftung“ als wichtiger Förderer: Über den Ankauf weiterer Anteilsscheine stellte er Kapital zur Verfügung.
Das Ergebnis: Ein ertrag- und vorratsreicher, systematisch verjüngter und gepflegter Mischwald. Für die waldbaulichen Leistungen erhielt die Waldbaugenossenschaft 1999 den Bayerischen Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung. Auch heute ist die Waldbaugenossenschaft mit ihren rund 80 Mitgliedern immer noch eine Vorzeigevereinigung und ihre Wälder ein beliebtes Exkursionsziel für Waldbauern aus nah und fern. Sie setzt Maßstäbe, was die Tannenverjüngung und naturnahe Waldwirtschaft angeht.
Die Flächen befinden sich unweit des Guts Lichtenau, großteils im Gemeindegebiet von Hauzenberg. Die Forstwirtschaft bestätigt die einzigartige Struktur der Vereinigung (Genossenschaft/Verein als Grundeigentümer, Mitglieder als „Anteilsinhaber“).
Es handelt sich um Mischwälder aus Buche, Tanne, Ahorn und Vogelbeere, die überwiegend im Wege der Naturverjüngung entstanden sind. Außerdem werden immer wieder Naturschutzprojekte umgesetzt, wie z.B. die Rekultivierung eines Steinbruchs oder die Anlage von Amphibientümpeln. Erträge aus der Waldbewirtschaftung werden stets reinvestiert, nicht ausbezahlt. Die Flächen sind von weniger als 10 Hektar zu Beginn der Gründung auf ca. 270 ha heute angewachsen. Aus fachlicher Sicht ist der Waldbestand qualitativ äußerst hochwertig. Insbesondere dank der Naturverjüngung und der waldgerechten Jagd müssen die stark von Sturm Kolle 2017 betroffenen Flächen nicht bei „Null“ anfangen. Gerade vor diesem aktuellen Hintergrund handelt es sich um ein absolutes Vorzeigeprojekt, das für die sturmgeschädigten Waldbauern im Landkreis Vorbild und Motivation bei der Wiederaufforstung sein kann.
Die Anerkennungen:
Eine Anerkennung im Rahmen des Umweltpreises 2018 erhält die Wolfgang-Marius-Grundschule Aldersbach (Dotierung 400 Euro). An der Schule werden viele Projekte und Aktionen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes durchgeführt. Als Beispiele dafür können genannt werden: Verwendung von Steckerleisten mit Zentralschalter, Energiesparkalender, Mülltrennung in den Klassenzimmern, Betreuung des Schulgartens mit Gemüseanbau für die Schüler, Anlage einer Blumenwiese zum Schutz der Bienen mit drei eigenen Bienenvölkern, Umstellung des Pausenverkaufs auf gesunde und regional Kost mit wenig Verpackungsmaterial. Seit 2013 wird das Projekt „Emil – die Flasche“ als Sammelbestellung durchgeführt, eine immer wieder befüllbare, absolut schadstofffreie Trinkflasche, die die Schüler viele Jahre begleitet; seit 2016/2017 gibt in der Eingangshalle eine Sammelstelle für gebrauchte Toner- und Tintenpatronen. Zudem werden Projektwochen „Umweltschutz“ und Projettage „Klimaschutz“ oder Baumpflanzaktionen durchgeführt, oft in Kooperation mit den Fachstellen des Landkreises.
Eine weitere Anerkennung mit 400 Euro Dotierung erhält der Verein für Gartenbau und Landespflege e.V. Fürstenzell. Der Gartenbauverein betreibt seit Jahren eine Obstpresse und hat dadurch bei den Bürgerinnen und Bürgern einen Anreiz geschaffen, Obstbäume und Streuobstwiesen zu erhalten. Der Verein bietet auch Seminare und Kurse zum Thema Obstanbau und Obstbaumpflege an und war z.B. an der großen Obstbaumpflanzaktion des Kreisverbandes auf der Thurnerbauernwiese maßgeblich beteiligt. Hier wurden z.B. 30 Obstbäume, die von dritter Seite gesponsert wurden, gepflanzt und seitdem gepflegt. Die Wiese um die Obstbäume werden mit finanzieller Beteiligung des Gartenbauvereins und des Marktes Fürstenzell durch den Landschaftspflegeverband gemäht und dadurch der Artenreichtum auf der Wiese gefördert. Auch andere Obstbäume auf öffentlichen Flächen im Gemeindebereich werden durch Vereinsmitglieder gepflegt. Herausragend ist seit vielen Jahren die Organisation und Veranstaltung der Mostkirta, die wesentlich zum Erhalt des Kulturguts „Most“ aus heimischen Äpfeln beiträgt.