Erste Erfolge des neuen Naturprojektes
Straßenböschungen sind nicht nur Abstandsflächen zwischen Verkehr und angrenzenden Nutzungen. Über viele Wochen im Jahr sind es auch Flächen, auf denen es bunt blüht und viele Insekten fliegen. Daher sind die vielen Kilometer Begleitgrün entlang der Gemeinde- und Kreisstraßen ein Einsatzbereich des Landkreisprojektes „Blühendes Passauer Land“. Für Landrat Franz Meyer ist die Aktion von besonderer ökologischer, aber auch ökonomischer Bedeutung: Spezielles Ziel ist es nämlich, über den Blütenreichtum auch die Bienen zu fördern und damit einen wichtigen Beitrag dafür zu leisten, dass unter anderem Kulturpflanzen bestäubt werden.
Zum einen sucht man mit der Kreisstraßenverwaltung nach Möglichkeiten, das Blütenangebot zu verbessern. Dazu sind Wolfgang Hainzl von der Straßenmeisterei Nord und Projektbearbeiterin Dorothee Hartmann eine Teststrecke zwischen Jochenstein und Jägerbild abgefahren und haben besonders blütenreiche Abschnitte vermerkt. Diese wurden heuer erst ab September gemäht. Ebenso eine bunte Wiese an einem Rastplatz im Naturschutzgebiet Donauleiten. Für blütenbesuchende Insekten sind solche Rückzugsbereiche besonders wichtig, wenn im weiteren Umfeld alles Grünland frisch gemäht ist.
Ähnlich geht man in drei Pilotgemeinden vor. Die Bauhöfe in Kirchham, Griesbach und Hauzenberg waren bereit, mitzuwirken. Einerseits ist ihr öffentlicher Auftrag klar: Sie müssen die Straßenrandflächen von hohem Bewuchs freihalten. Andererseits gibt es dort auch Standorte, wo sich von Haus aus niederwüchsige Blütenpflanzen wohl fühlen, etwa auf sandigen Böschungen. Heidenelken, Margeriten oder Wiesenglockenblumen findet man dort häufiger als anderswo, weil die intensive Nutzung sie aus den Wiesen verdrängt hat. Auch wachsen im Bayerischen Wald andere Pflanzen als etwa im Inntal, weiß Dorothee Hartmann. Daher sucht sie zusammen mit den Bauhofleitern praktikable Möglichkeiten, diese Blütenvielfalt durch versetzte Mähzeitpunkte zu fördern.
In den Gemeinden gibt es neben den Straßenrändern noch andere Bereiche, die dafür in Frage kommen. In Kirchham konnte Bauhofleiter Fritz Mailhammer beispielsweise einen Betrieb im Gewerbegebiet dazu gewinnen, auf seinem Grundstück keinen Rasen anzulegen, sondern freien Aufwuchs zuzulassen. Eine bunte Wiese, durchsetzt mit üppig blühenden Wildstauden wie Steinklee oder Malven, war die Folge. Wie auch seine Amtskollegen Peter Högl in Bad Griesbach und Christian Seidl in Hauzenberg räumt Mailhammer ein, dass es gelegentlich Beschwerden von Bürgern gibt, wenn Flächen nicht gemäht werden. So ist es eine Hauptaufgabe des Naturschutzprojektes, in der Öffentlichkeit für mehr Verständnis für Blüten und Bienen zu werben.
Franz Kappendobler, Naturschutzreferent an der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) geht davon aus, dass weitere Gemeinden mitwirken werden. Der Markt Hutthurm hat bereits den Beschluss gefasst, an dem Projekt lebendig mitzuwirken, der Vilshofener Bürgermeister Georg Krenn hat ebenfalls sein Interesse an einer Teilnahme bekundet. Der Landkreis Passau führt das Projekt im Rahmen der Bayerischen Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt durch. Der Leitgedanke ist einfach: Bienen brauchen Blüten zum Pollensammeln und Blüten brauchen Bienen zur Bestäubung. Diese Vielfalt im Landkreis zu erhalten, ist Aufgabe vom „Blühenden Passauer Land“. Durch das Vorbild des Landkreises und der Kommunen sollen private Grundstückseigentümer angeregt werden, die Initiative aufzugreifen. "Damit erfüllt die öffentliche Hand eine wichtige Vorbildfunktion" so Landrat Franz Meyer.
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