Die Sturm-Katastrophe im Landkreis Passau:

22. August 2017: 70 - 100 Millionen Euro Waldschäden - 40 Millionen Euro Schaden an Gebäuden und Infrastruktur
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Schadensbild konkretisiert sich nach Koordinierungstreffen mit Regierung, Forstverwaltung und Waldbauern – Landrat sieht Existenzen bedroht und hofft auf „zeitnahe Entscheidungen des Kabinetts

Passau. Nach ersten Schätzungen des Amtes für Landwirtschaft und Forsten Passau-Rotthalmünster hat die Sturm-Nacht zum Samstag, 19. August, einen Waldschaden von 70 – 100 Millionen Euro angerichtet. An Gebäuden und Infrastruktur im Landkreis Passau entstand ein Schaden von mindestens 40 Millionen Euro. Das geht aus einer ersten Befragung der betroffenen Gemeinden durch das Landratsamt Passau hervor. Insgesamt beträgt die entstandene Kahlfläche in den Wäldern nach ersten Hochrechnungen rund 3200 Hektar – das entspricht 3200 Fußballfeldern. Insgesamt waren knapp 12.000 Hektar Waldfläche vom Sturm betroffen, das ist ein Drittel der Waldfläche im Landkreis Passau. Die durch den Windbruch verursachte Schadholzmenge liegt bei rund 1,5 Millionen Festmeter, das entspricht einem Zehntel der jährlichen Holzeinschlagsmenge in ganz Bayern. Die Kosten für die Wiederaufforstung dürften bei rund 10 Millionen Euro liegen. Die Aufräumarbeiten in den Wäldern werden mindestens ein Jahr dauern, die Wiederaufforstung ist ein Projekt der nächsten 5 bis 7 Jahre.

Diese Zahlen waren das Ergebnis eines Koordinierungsgespräches, das Landrat Franz Meyer u.a. mit der Regierung von Niederbayern, der Staatsforstverwaltung, dem Forstamt, dem Bauernverband und den Waldbauernvereinigungen anberaumt hatte. Angesichts der Dimensionen würdigte der Landrat die von Landwirtschafts- und Finanzministerium eingeleiteten Sofortmaßnahmen (Stopp des staatlichen Holzeinschlags zur Stabilisierung der Preise und Steuererleichterungen für Geschädigte), drängte aber auf eine zeitnah durch die Staatsregierung zu beschließendes Maßnahmenpaket zur Existenzsicherung der betroffenen Waldbauern. „Hier wissen viele nicht, wie es weitergehen soll, über Generationen aufgebaute Existenzen wurden innerhalb von Minuten vernichtet.“ Insgesamt wird die Zahl der betroffenen Landwirte auf über 1000 geschätzt. Landrat Meyer teilte mit Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf die Hoffnung, dass es für die Geschädigten entsprechende Hilfen geben werde. Das Krisenmanagement im Landkreis Passau habe erneut hervorragend bewährt, jetzt aber sei für die Herkules-Aufgabe der Schadensaufarbeitung dringend Unterstützung gefordert. Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger, der nach dem Unwetter in der Nacht auf Samstag den Katastrophenfall ausgelöst hatte, sprachen in diesem Zusammenhang erneut von einer „Veränderung des Landschaftsbildes in manchen Landkreisteilen“.

Eindringlich wurden von allen Beteiligten die Warnungen erneuert, nicht die Wälder zu betreten und auch Holzarbeiten wenn möglich Fachleuten mit schwerem Gerät zu überlassen. Landrat Franz Meyer und Kreisbrandrat Josef Ascher wiesen darüber hinaus mit Nachdruck darauf hin, dass das Verbrennen von Grüngut und Ästen weiterhin nicht erlaubt ist. Angesichts der Unzugänglichkeit vieler Waldgebiete sei ein Feuer bzw. ein Waldbrand eine nicht mehr zu beherrschende Gefahr.

Ein weiterer wesentlicher Punkt der Besprechung war die logistische Herausforderung, die mit der Abarbeitung derart gigantischer Schadholzmengen verbunden ist. Das betrifft in erster Linie die Festlegung geeigneter Lagerflächen für Holz und Grüngut, die zum einen für die Waldarbeiten günstig liegen, aber auch so an das Straßennetz angebunden sind, dass der Abtransport per Lkw funktionieren kann.

Für Anfragen hat das Landratsamt Passau ein Bürgertelefon eingerichtet, das ab Dienstag, 22. August, unter der Nummer 0851-397 360 freigeschaltet ist. Gleichzeitig hat der Landkreis unter
www.landkreis-passau.de eine Übersicht über Zimmerei-, Spenglerei- und Dachdecker-Betriebe eingerichtet. Da bereits jetzt die heimischen Betriebe angesichts zahlreicher Anfragen an der Kapazitätsgrenze arbeiten, sollen sich auch Unternehmen von außerhalb melden. Dies kann unter der E-Mail-Adresse handwerkerhilfe@landkreis-passau.de erfolgen. Dieses Angebot des Landkreises gibt betroffenen Hausbesitzern eine Orientierung, eine Gewähr für die Leistungsfähigkeit der Betriebe kann nicht übernommen werden.

Nach dem Sturm am Samstag waren bis zu 800 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) im Einsatz, um besonders in den Bereichen Hauzenberg, Thyrnau und Hauzenberg u.a. Straßen frei zu räumen und Gebäude zu sichern. Am Sonntag waren noch etwa 40 Ortsteile ohne Stromversorgung. Bis zum Abend war die Energieversorgung weitgehend sichergestellt, seit Montag dann wieder flächendeckend.

Landrat Franz Meyer und sein Stellvertreter Raimund Kneidinger richten in diesem Zusammenhang einen großen Dank an die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Einsatzkräfte, die an diesem Wochenende „hervorragende Arbeit geleistet haben“. Dieser Dank geht auch an die vielen Privatfirmen, Landwirte und die Mitarbeiter der Straßenverwaltungen, des Landratsamtes und der Bauhöfe , die über das Wochenende schnelle und effiziente Hilfe geleistet haben. „In diesem Miteinander aus Einsatz- und Rettungskräften, aus Feuerwehr und THW und vielen anderen formierte sich ein starkes Team, das die Krise bewältigte“, so Landrat Franz Meyer.