Erstmals frühmittelalterliche Siedlung im Raum Pocking entdeckt

13. Mai 2020: Bei Bau des Pfarrverwaltungsgebäudes: Kreisarchäologie entdeckt rund 1300 Jahre alte Gräber und Reste von Hofstellen
Leider haben wir keinen Alternativtext zu diesem Bild, aber wir arbeiten daran.
Ortstermin an der Grabungsstelle mit (v.l.) Diözesanbaumeister Jochen Jarzombek, Kreisarchäologe Alois Spieleder, Landrat Raimund Kneidinger, Abteilungsleiter Armin Diewald, Pockings Bürgermeister Franz Krah und Kulturreferent Christian Eberle

Pocking. Mit der Entdeckung einer rund 1300 Jahre alten Bajuwaren-Siedlung im Stadtbereich von Pocking hat die Kreisarchäologie wichtige Hinweise zur frühmittelalterlichen Geschichte der Region erhalten. Die Ergebnisse stellte Kreisarchäologe Alois Spieleder jetzt der Öffentlichkeit vor.

Als „vorbildliche Zusammenarbeit“ würdigten Vertreter von Diözese Passau, Stadt Pocking und Landrat Raimund Kneidinger die Abwicklung archäologischer Grabungsarbeiten auf der Baustelle des neuen Pfarrverwaltungsgebäudes in Pocking. Die Diözese hatte die mögliche archäologische Erkundung bereits in den Zeitplan der Projektabwicklung eingeplant, so dass die Arbeiten der Kreisarchäologie keinen Einfluss auf den Baufortgang hatten. Landrat Raimund Kneidinger sprach von einem „Musterbeispiel, das zeigt: Archäologie und Bauen sind miteinander vereinbar.“ Die Kreisarchäologie habe so die Möglichkeit, die Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren und für die Nachwelt zu dokumentieren.

Der Verdacht auf mögliche archäologische Funde im Bereich der Baustelle begründete sich darauf, da bereits in 60er Jahren bei Kanalisationsarbeiten in der Nähe des Neubaus eine frühmittelalterliche Bestattung zu Tage kam. Die Kreisarchäologie Passau übernahm die Arbeiten und konnte nunmehr einen Ausschnitt einer frühmittelalterlichen Siedlung, datierend auf die spätmerowingische Zeit (680-730 n.Chr) aufdecken. Ebenso konnten zwei Bestattungen, sog. Hofgrablegen festgestellt werden. Die Bestattungssitten der Bajuwaren wechseln im ausgehenden 7. Jahrhundert weg von der Bestattung in den Reihengräberfeldern hin zu diesen kleinen „Separatfriedhöfen“ im unmittelbaren Hofareal.

Daneben wurden noch die Pfostenstellungen des Wohnhauses, sowie die Reste zweier Grubenhäuser festgestellt. Grubenhäuser sind kellerartig in den Boden eingetieften Bauten, die teils zu Vorratszwecken, teils der handwerklichen Produktion dienen.

Am Fundmaterial lassen sich neben typischer wellenbandverzierter Keramik der späten Merowingerzeit auch noch Schlackenfunde feststellen, die eine Eisenverhüttung unmittelbar vor Ort belegen.  Bislang ist das die erste kontrollierte archäologische Maßnahme, die in Pocking Strukturen der frühmittelalterlichen Siedlung feststellt. Die erste schriftliche Überlieferung Pocking taucht in einer Schenkungsurkunde an das das Kloster Mondsee im Jahr 820 auf. Hier schenkt ein Perthelm seinen Besitz „ad pochingas“ an das Kloster Mondsee. Die nunmehr ausgegrabene Siedlung datiert rund 100 Jahre früher.

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Auch eine Grablegung an einer der Hofstellen (Hofgrablegung) wurde entdeckt