Dr. Klaus Rose

Jede Auszeichnung ist etwas Besonderes

Dr. Klaus Rose erhält am Montag den Ehrenring des Landkreises verliehen - ein Porträt

Passau. Durch die Tür des Wirtshauses kommt in aufrechter Haltung eine adrett gekleidete, hochgewachsene Person, der man die Erfahrung eines seit Jahrzehnten in der Politik beschäftigten Mannes gleich anmerkt. Mit festem Händedruck stellt sich der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium vor. Er bestellt einen Cappuccino und wirkt reserviert gelassen.
Anlass für das Treffen ist die Verleihung des Ehrenrings des Landkreises Passau: Dieser wird Dr. Klaus Rose am heutigen Montag bei der letzten Kreistagssitzung des Jahres für "herausragende Dienste" verliehen. Der Vilshofener fühlt sich durch die Auszeichnung geschmeichelt: "So wie der aktive Politiker die Wählerstimmen braucht, so freut sich der ehemalige über die Wertschätzung seines Lebens. Jede Auszeichnung ist etwas Besonderes", sagt der 72-Jährige und schmunzelt. Als Verpflichtung erscheint ihm die Ehrung nicht, "ich mache weiter wie bisher. Denn das scheint anzukommen."

Leidenschaftlicher Historiker

Der Termin für ein Treffen war spontan und schnell ausgemacht. Einzige Bedingung: Er müsse nachmittags stattfinden, an den Vormittagen sei Rose beschäftigt: "Ich gehe meiner Passion, dem Forschen, nach." Mit großer Leidenschaft durchforstet Klaus Rose derzeit das Vilshofener Stadtarchiv, um die Geschichte der bayerischen Volkspartei in Vilshofen zu beleuchten. "Im nächsten Jahr erscheint ein Buch über dieses Thema von mir", erzählt er freudig, "damit leiste ich meinen Beitrag als Ehrenbürger der Stadt."
Klaus Roses aus Görlitz stammender Vater war Soldat in Augsburg, wo Klaus Rose am 7. Dezember 1941 geboren wurde. Im Februar 1944 zog die Familie in die Heimat der Mutter, nach Schalding rechts der Donau. Mit dem Zug fuhr Klaus Rose von Schalding nach Passau, wo er das Humanistische Gymnasium besuchte. Lächelnd erinnert er sich an seine Zeit als "Fahrschüler": "Wir sind immer zu früh da gewesen, mussten daher in der Stadt rumhängen. Wir waren deshalb nicht sehr beliebt bei den Lehrern. In den Zügen haben wir auch ,verbotene Sachen‘ gelernt, zum Beispiel Skat spielen." Durch den Krieg seien die Züge noch kaputt gewesen, im Winter habe es aus allen Ecken reingezogen, erzählt Rose aus seiner Schulzeit.
Nach dem Abitur und dem anschließenden Wehrdienst nahm Rose 1962 ein Studium der Geschichte und Anglistik an der LMU in München auf und wurde zum Dr. phil. promoviert. "Ich habe dann noch das Staatsexamen drauf gelegt, da ich schnell merkte, dass ich mit meinem eigentlichen Traumberuf als Historiker nicht viel Geld verdienen würde", erklärt Klaus Rose seinen akademischen Werdegang. Bis 1974 war er Studienrat. Dann kam die Politik.
Was hält Klaus Rose heute von den aktuellen Geschehnissen auf dem Berliner Parkett? "Ich empfinde es als ein großes Durcheinander. Es gibt durch die verschiedenen Medienkanäle eine Informationsschwemme, die undurchsichtig ist. Die Medien setzen einem die Meinung vor, das bewerte ich als schwierig", äußert sich der CSUler kritisch. "Alles ist unpersönlicher geworden, durch Facebook, E-Mails und das ganze Internet ist es schwierig, jemanden auf einem normalen Weg zu erreichen." Der Ausdruck auf Roses Gesicht spiegelt seine Skepsis der neuen Art der Kommunikation gegenüber wider. Angesprochen auf die große Koalition, hat der frühere Bundestagsabgeordnete eine ähnlich ablehnende Haltung. "Die große Koalition wurde herbeigeschrieben und -geredet und war vom Ergebnis her unvermeidbar. Ich habe in meinem politischen Leben allerdings noch nie so eine lange Verhandlungszeit erlebt. Ich finde das unverständlich und bin der Meinung, dass man die Bevölkerung nicht so lange hätte strapazieren dürfen." Der ehemalige Bundestagsabgeordnete verleiht seiner Empörung durch weit ausholende Handbewegungen Ausdruck. "Für mich ist das Ergebnis ein Stück Papier, was in den nächsten vier Jahren immer mal wieder anders aussehen wird."
Der CSU-Mann, der 2005 sein Direktmandat des Wahlkreises an Parteifreund Andreas Scheuer verlor, sagt, er sei mit seiner Partei im Reinen. "Es ist ein Trugschluss, dass ich nicht ausgesöhnt sei. Die erste Pressemitteilung damals betitelte mich als fairen Verlierer. Erst die darauf folgenden Mitteilungen stellten mich in ein negatives Licht. Ich war nicht grantig", verteidigt sich der 72-Jährige gegen die Vorwürfe, er habe seiner Partei den Vorfall nie verziehen. Lediglich die "cliquenartige Vorgehensweise" habe er nicht befürwortet. Für ihn kam es einer Abstrafung gleich: "Ich galt jahrzehntelang als Passauer und plötzlich wurde ich auf einen Vilshofener reduziert", bemängelt Klaus Rose das Vorgehen seiner Partei. "Ich bin nicht von der Bevölkerung, sondern innerhalb der Partei abgestraft worden", möchte er seine Sicht der Dinge klar stellen.
"Ganz ohne Politik geht’s nicht. Ich bin ein politisches Wesen vom Anfang bis zum Ende." Nach wie vor wird er um politischen Rat gefragt und besucht ab und an Sitzungen seiner Partei, "aktiv eingreifen tu ich aber nicht mehr. Ich bin eher im Hintergrund und gebe eben Ratschläge, wenn man an mich herantritt". Für außen- und sicherheitspolitische Themen sei er als Redner bei Jubiläen und bei manchen Vorstandssitzungen nach wie vor ein gern gesehener Gast.
Auf die Frage, wie ihm der Übergang von 100 auf Null gelungen sei, entrüstet er sich deshalb: "Entgegen der allgemeinen Meinung stimmt das so nicht. Ich bin auch jetzt noch tief mit der Politik verbunden, uns kann man nicht mehr trennen."
Klaus Rose hat sein Leben in drei Drittel aufgeteilt: Das erste Drittel ist seiner politischen Karriere gewidmet gewesen, das zweite Drittel ist durch sein aktuelles Schaffen als Publizist, Festredner, Historiker und Vortragsreisender charakterisiert und das dritte Drittel ist die Überzeugung, über 90 Jahre alt zu werden, denn "mein Onkel und meine Tante haben das beide geschafft", sagt der 72-Jährige und grinst.

Familie ist Rückzugsgebiet

Neben der genannten Tätigkeiten hat Klaus Rose im "zweiten Drittel" seines Lebens endlich Zeit für Hobbys. So verfolgt er die Spiele des FC Bayern und des SV Schalding – dort häufig auch am Spielfeldrand. Außerdem schafkopft er mit seiner Frau Uta, mit der er seit 45 Jahren verheiratet ist und einen Sohn hat, in mehreren Freundeskreisen. "Ich besuche auch einige Ehemaligen-Stammtische sowohl in Vilshofen, als auch in Passau. Mein größtes Hobby ist aber das Schreiben und Forschen. Und meine zwei Enkelkinder, die leider in Jena leben." Diese wird er aber bald an Weihnachten wiedersehen. "Wir feiern wie alle Jahre. Bei uns Zuhause. Unser Sohn samt Schwiegertochter und Enkeln kommen zu uns und eine eng befreundete Familie. Insgesamt sind wir zehn Leute", erzählt der Vater und Opa mit leuchtenden Augen.
An Heiligabend wird es Fisch und feinen Rotwein geben. Wieder huscht ein freudiges Lächeln über Klaus Roses Lippen. Für ihn ist die Familie ein Rückzugsgebiet. Er denkt länger nach, bevor er die Bedeutung der Familie formuliert: "Jeder, der das Glück hat, trotz aller modernen Einflüsse eine zusammenhaltende Familie und Verwandtschaft zu haben, der kann sich nach rückblickender Betrachtung glücklich schätzen."
Klaus Roses Wünsche für die Zukunft klingen – gemessen an seiner politischen Laufbahn – bescheiden: "Ich möchte weiterhin gesund und zufrieden leben. Die Wertschätzung meiner Arbeit ist ein schönes Ziel."