Landkreis Passau auf dem Weg zur global nachhaltigen Region

03. Februar 2019: Auftaktveranstaltung zur Nachhaltigkeitsstrategie mit Staatsminister a.D. Dr. Marcel Huber – Bürger zur Beteiligung aufgerufen
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Passau/Vilshofen. Als einer der ersten in Deutschland und als erster bayernweit hat sich der Landkreis Passau der Agenda 2030 der vereinten Nationen (UN) angeschlossen. Mit einer Nachhaltigkeitsstrategie will das Passauer Land sechs der insgesamt 17 Ziele aus der Agenda umsetzen. Wie konkret diese Umsetzung aussehen soll, wird in einem Handlungsplan erarbeitet. Dazu waren bei der Auftaktveranstaltung mit Staatsminister a.D. Dr. Marcel Huber in Vilshofen a.d. Donau auch Bürgerinnen und Bürger eingeladen, mit Vorschlägen und Anregungen beizutragen.

Wenn auch der Weg zu einer global nachhaltigen Region noch weit ist, ein ganzes Stück ist im Landkreis Passau schon geschafft. Das wurde bei der Nachhaltigkeitskonferenz in Vilshofen a.d. Donau deutlich. Zu der Veranstaltung konnte Landrat Franz Meyer neben dem ehemaligen Staatminister zahlreiche weitere Gäste begrüßen. Darunter seinen Stellvertreter Raimund Kneidinger, Anette Turmann von der Servicestelle Kommunen in der einen Welt der Engagement Global gGmbH, Nina Hehn und Götz Braun von der KlimaKom eG sowie den Klimaschutzbeauftragten des Landkreises Passau, Peter Ranzinger. Sie informierten die Konferenzteilnehmer im Laufe des Abends umfassend über den aktuellen Sachstand und geplante Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeitsstrategie. Unter den Gästen waren auch zahlreiche Vertreter aus Organisationen und Gremien, die sich für Klimaschutz und Entwicklung stark machen, Bürgermeister und Kreisräte.

Landrat Meyer betonte, dass die sechs Ziele für den Landkreis Passau sorgfältig ausgewählt wurden, vor allem nach den Gesichtspunkten der tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten in der Region vor Ort. Dennoch müsse man über den Tellerrand hinausschauen. Auch hier sei mit Projekten zur Entwicklungshilfe in Afrika unter Federführung von Raimund Kneidinger ein Anstoß gegeben. Der Stellvertreter des Landrats stellte zu Beginn heraus, dass die Nachhaltigkeitsziele, die die UN in der Agenda 2030 festgehalten hat nur ein Anfang sein können: „Die Umsetzung passiert vor Ort, dort wo Menschen leben, arbeiten und wirken“. Der Landkreis Passau allein könne nicht die Welt retten, das müsse allen klar sein. „Doch wir können und müssen unseren Beitrag dazu leisten“, so Kneidinger.

Der ehemalige bayerische Umweltminister Dr. Marcel Huber, der als Gastredner eingeladen war, spannte einen Bogen weit zurück auf die Wortgeschichte der Nachhaltigkeit. Diese gehe zurück auf Hans Carl von Carlowitz, der sich schon um 1713 mit einer „nachhaltenden“ Waldbewirtschaftung beschäftigte. Die Nachhaltigkeit habe demnach entgegen der heute vorwiegenden öffentlichen Wahrnehmung ihren Ursprung weniger in der Ökologie als in der Ökonomie. Tatsächlich sei es aber heute eine der größten Herausforderungen, ein Gleichgewicht zwischen Umweltschutz und wirtschaftlichem Wachstum zu schaffen. Und, so Huber weiter: „Wir müssen die Ziele aus der Agenda 2030 der Vereinten Nationen so übersetzen, dass wir sie auf kommunaler Ebene realistisch umsetzen können.“ Mit Blick auf Entwicklungshilfe und dem Projekt „1000 Schulen für unsere Welt“, mit dem auch der Landkreis Passau die Schulbildung der Menschen in Afrika verbessern und damit den Fluchtursachen entgegenwirken will, zitierte Dr. Marcel Huber den ehemaligen amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung: keine Bildung.“ Beim täglichen Handeln nicht nur auf kommunaler Ebene sollten sich Entscheidungsträger die Fragen stellen „Ist das wirklich nachhaltig? Hat diese Entscheidung Auswirkungen – vielleicht sogar negative – auf die Zukunft?“ Diesen Rat gab Huber den Konferenzteilnehmern mit auf den Weg. Das sei schon ein großer Schritt in Richtung global nachhaltige Region.

Anette Turmann zeigte sich bei ihrem Vortrag über die Rolle der Kommunen und die Arbeit der Servicestelle der Kommunen in der einen Welt beeindruckt und gleichzeitig dankbar, dass Landrat Franz Meyer das Thema Nachhaltigkeit „zur Chefsache erklärt hat“. Bei ihrer täglichen Arbeit können Kommunen beispielsweise in der Beschaffung auf Nachhaltigkeit achten. Auch durch die Unterstützung bei der Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen können Teilziele erreicht werden. Mit den Projekten „Integrationslotsen“ und „Bildungskoordination“ ist der Landkreis Passau hier bereits Vorbild. Die Servicestelle der Engagement Global gGmbH unterstützt die Gemeinden und Landkreise bei der Entwicklung entsprechender Strategien zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele aus dem Konzept der UN. „Die Kommunen haben bei der Umsetzung der Agenda 2030 eine Schlüsselrolle“, so Turmann, denn nur von der Basis aus könnten die Ziele gemeinsam erfolgreich umgesetzt werden.

Die sechs Ziele, die sich der Landkreis Passau zur Umsetzung vorgenommen hat, reichen von bezahlbarer, sauberer Energie über nachhaltiges Wirtschaften sowohl auf öffentlich-rechtlicher als auch auf privatrechtlicher Ebene, Maßnahmen zum aktiven Klimaschutz und der Schutz der örtlichen Ökosysteme bis hin zu Partnerschaften zur Erreichung der Ziele, wie Klimaschutzbeauftragter Peter Ranzinger erklärte. Unter den letzten Punkt fällt auch die Entwicklungshilfe, die der Landkreis Passau in Form einer Erweiterung der Bildungsangebote in Afrika unterstützt. Mit den Afrika-Konferenzen unter Federführung von Landrats-Stellvertreter Raimund Kneidinger konnten in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen wichtige Kontakte hergestellt werden.

Die Bestandsaufnahme, die Nina Hehn von der KlimaKom eG vorstellte zeigte, dass der Landkreis Passau beim Thema Nachhaltigkeit bereits auf einem guten Weg sei. Was die erneuerbaren Energien und den Trinkwasserverbrauch angeht schneidet das Passauer Land im deutschland- und bayernweiten Vergleich überdurchschnittlich gut ab. Auch Maßnahmen zum Klimaschutz, insbesondere der CO2-Ausstoß liegt im Landkreis Passau unter dem bundesdeutschen Durchschnitt. Es gilt hier an die bisherigen Erfolge anzuknüpfen, um eine positive Weiterentwicklung zu erreichen, so Hehn.

Beim Auftakt zur Nachhaltigkeitskonferenz war auch die Bürgerschaft gefragt. Konkrete Anregungen und Vorschläge zu den einzelnen Zielen konnten eingebracht werden. Dieses Angebot fand großen Anklang, die Beteiligung und auch die Ergebnisse waren bereits auf den ersten Blick überwältigend.

Landrat Franz Meyer lobte am Ende der Veranstaltung die große Bereitschaft, an der Nachhaltigkeitsstrategie des Landkreises Passau mitzuarbeiten. „Die gesetzten Ziele können wir nur miteinander erreichen, dafür war die heutige Auftaktveranstaltung beispielgebend. Wir stehen in der Verantwortung und dieser Verantwortung stellen wir uns gemeinsam für unsere Heimat.“